Nicht nur, aber besonders deutlich in den Zeiten der Pandemie, leiden Kinder und Jugendliche unter Bewegungsmangel. Dies hat nicht nur erhebliche negative Auswirkungen auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit. Dass gerade komplexe Bewegungsabläufe und der Sport im Team nachweisbar wichtige positive Effekte haben, erläutert uns unsere Autorin Prof. Dr. Caterina Gawrilow im Gespräch.
Frau Prof. Dr. Gawrilow, über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Monaten viel geschrieben und diskutiert worden. Müssen wir aus Ihrer Sicht mit einer deutlichen Zunahme von behandlungsbedürftigen psychischen Krankheiten rechnen?
Schulschließungen, Social Distancing und Isolation im Rahmen der Corona-Krise sowie die damit einhergehende Einsamkeit, erhöhte Bildschirmnutzung und mögliche finanzielle Probleme haben negative psychische Effekte bei Kindern und Jugendlichen. Zusätzliche Risikofaktoren sind ein erhöhtes Risiko elterlicher psychischer Erkrankungen, häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung. Es ist, denke ich, mit einem Anstieg von Diagnosen in den Bereichen Depressionen und Angststörungen zu rechnen. Die Belastungen der Corona-Krise hängen aber auch mit Schlaf- und Appetitstörungen oder problematischen sozialen Interaktionen zusammen. Verglichen mit Erwachsenen könnte die Pandemie bei Kindern und Jugendlichen durchaus längerfristige negative Konsequenzen haben, weshalb es wichtig ist, ihre psychische Gesundheit zu beobachten und entsprechende Angebote/Behandlungen für Kinder und Jugendliche zu schaffen – auch bei eventuellem Fortbestehen der pandemischen Lage. Deswegen kommt (neben der Telemedizin) der Telepsychiatrie und -psychotherapie eine besondere Bedeutung zu. Umfassende Daten gibt es jedoch noch nicht.