Kinder sind von Beginn ihres Lebens in soziale Beziehungsnetze eingebettet. Dabei werden die erfahrenen Beziehungen und die soziale Resonanz durch Bezugspersonen und andere Menschen individuell sehr unterschiedlich erlebt. Frühe Beziehungserfahrungen werden in den ersten Lebensjahren meist unbewusst verinnerlicht und beeinflussen die weitere Entwicklung sowohl von Beziehungswünschen als auch von Befürchtungen. Diese mentalen Beziehungsrepräsentationen nimmt das „Projektive Diagnostikum zum Beziehungserleben von Kindern (ProDiBez)“ in den Blick und untersucht sie in ihrer Bedeutung für Grundschulkinder in deren verschiedenen sozialen Lebens- und Erfahrungsbereichen. Es geht um den Zugang zum inneren Erleben der Kinder: um Beeinträchtigungen und Störungen des kindlichen Beziehungserlebens genauso wie um mögliche Ressourcen und Ansatzpunkte für Förderung. Die diagnostischen Erkenntnisse lassen sich in den verschiedensten Feldern pädagogischer und klinischer Praxis und Forschung anwenden.
„Erzähl‘ mir eine Geschichte zu dem, was auf dem Bild vorgeht.“
Den getesteten Kindern werden sukzessiv Bildtafeln vorgelegt, auf denen Beziehungsszenen skizziert sind. So sieht man beispielsweise auf einer Karte vier Kinder als Gruppe eifrig Ball spielen, während ein Kind alleine auf einer Bank am Rand sitzt und ein anderes das Spielfeld mit gesenktem Kopf verlässt. Eine andere Karte zeigt ein Babybett mit Teddy, eine Frau, die in einem Sessel sitzt und ein Baby hochhält und ein größeres Kind, das durch die geöffnete Tür zu Frau und Baby schaut. Bei jedem Bild werden die Kinder aufgefordert, eine kurze Geschichte zu den dort gezeigten Personen und dem Handlungsgeschehen zu erzählen. Entsprechend der Annahme projektiver Testverfahren geht man davon aus, dass sich die Kinder (projektiv) in die Akteure auf den Bildern hineinversetzen und damit indirekt auch von sich und den eigenen Beziehungserfahrungen und -bedürfnissen erzählen. Wichtig sind bei diesen kindlichen ‚Narrativen‘ vor allem die bei den abgebildeten Personen vermuteten Gefühle und Gedanken, deren Beziehungen und der (wahrscheinliche) Ausgang der Geschichte.