Bezug zu unserer Umwelt
Der Planet Erde mit seiner Oberfläche und seiner umhüllenden Atmosphäre ermöglicht unser Leben. Unsere Körper sind, an erdgeschichtlichen Zeiträumen gemessen, extrem kurzlebige Wesen. Das gilt für uns Menschen als Individuen, wie auch als Gattung. Wir sind heute daran die Bedingungen, welche unsere Existenz auf diesem Planeten ermöglichen (Boden, Wasser, Luft, Klima) zu zerstören.
Die jetzige Generation erlebt Hitzesommer, Wasserknappheit, Stürme, Überschwemmungen und dadurch verstärkte Migrationsbewegungen. Doch das ist erst der Anfang. Ändern wir unser Verhalten nicht, so wird sich das Klima weiter verändern. Für unsere Kinder und deren Kinder wird sich die Situation weiter verschärfen, die Verschlechterung der Lebensbedingungen wird in einem nicht mehr umkehrbaren Prozess weitergehen.
Das Leben der Menschen in der Steinzeit und der Agrarkultur war körperlich und sehr mit der Natur verbunden. Sie waren sich der Auswirkungen von Veränderungen in der Natur auf ihr Leben bewusst. Bei uns Menschen in der digitalisierten und globalisierten Welt ist dies nicht mehr der Fall. Wir leben in der Illusion der uneingeschränkten Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen. Wir sind uns unserer grundlegenden Abhängigkeit von der Natur nicht mehr bewusst.
Früher hieß es, Banknoten könnt ihr nicht essen. Heute müsste es heißen Bankkarten und Smartphone-Apps könnt ihr nicht essen. Die in unserer Kultur entstandenen Systeme von Austausch von Gütern und Dienstleistungen haben uns weit weg von der Basis unserer Existenz geführt. In der Schweiz arbeiteten im Jahr 2022 gerade noch 2,3% der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Für die große Mehrheit besteht kein direkter Zusammenhang mehr zwischen der Arbeit und der Produktion von Nahrung.
Wir sehen unsere Umwelt seit dem Beginn der Industrialisierung, also seit rund zweihundert Jahren, als Feld der Ausbeutung. Wir betrachten uns nicht mehr als Teil der Natur, sondern stellen uns ihr gegenüber, beherrschen sie, betrachten sie als unser eigen.
Sollen uns nachfolgende Generationen noch auf dem Planeten Erde leben können, ist eine Rückbesinnung auf uns als körperliche Wesen in ihrer ökologischen Vernetzung von existentieller Bedeutung.
Es stellen sich also Fragen. Was brauchen wir, um ein gutes Leben führen zu können und was könnten wir auch weglassen? Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir nur noch so viel Ressourcen verbrauchen würden, wie während unserer Lebenszeit auch wieder neu entstehen können?
Unsere Vorfahren lebten näher an diesem Gleichgewicht. Schauen wir auf das Leben der Menschen in Zeit vor der Industrialisierung zurück, so sehen wir eine Lebensweise, welche ihre Lebensgrundlagen im Vergleich zu heute kaum zerstörte. Das Leben spielte sich für die überwiegende Mehrheit der Menschen vor allem lokal in der Gruppe (Bauernhof, Dorf) ab. Bereits in die nächste Stadt kam man selten bis nie.
Doch einfach das Rad der Zeit zurückdrehen, das geht nicht, das kann für uns nicht die Lösung sein. Wir stehen an einem anderen Punkt der Geschichte. Und wir können unser heutiges Wissen und unsere Technologien nutzen, um eine neue Lebensweise zu entwickeln.
Die naheliegendste Veränderung wäre der Stopp unseres Überkonsums. Vieles von dem, was wir heute tun, hat mit der Befriedigung von vermeintlichen, also nicht echten Bedürfnissen zu tun, wir bräuchten es also gar nicht zu tun. Doch unser Wirtschaftssystem bedingt, dass dauernd neue Bedürfnisse geschaffen werden, um immer mehr Waren und Dienstleistungen verkaufen zu können. Ein zerstörerischer Mechanismus, den zu hinterfragen heute ähnlich geächtet wird, wie einst der Zweifel an der Existenz Gottes.
Was wir als Körperwesen zum Leben brauchen sind Luft, Wasser, Nahrung, Schutz vor Witterungseinflüssen und anderen Bedrohungen, ein Sozialleben, das uns körperliche Nähe, die Möglichkeit zur Fortpflanzung, Austausch, Anerkennung und Sinn bietet.
Wir entwickeln Vorstellungen unserer Welt, in welche wir unsere Bedürfnisse einordnen, ihnen Werte beimessen und mithilfe derer wir unser Verhalten steuern. Manche davon erweisen sich als nützlich, andere können uns auch schaden. Wir sind deshalb gefordert, sie immer wieder zu überprüfen und anzupassen.
Wir haben uns an die Vorstellung gewöhnt für unser Alter finanziell vorzusorgen. Warum sollten wir uns nicht auch daran gewöhnen, uns um unsere lebenssichernden natürlichen Ressourcen zu kümmern, indem wir unsere Vorstellungen von unserem Leben, von einem guten Leben so verändern, dass wir uns wieder als Teil der Natur betrachten?