Ein Lipödem verursacht also immer Schmerzen?
Ja, man kann unterscheiden zwischen der Lipohypertrophie, das heißt einfach einem „Reithosensyndrom“, bei dem man einfach eine weiblichere Birnenfigur hat, diese ist nicht schmerzhaft und nicht progredient, das ist ein rein ästhetisches Thema. Es kann aber übergehen in ein echtes Lipödem und von einem Lipödem spricht man dann, wenn eine Lipohypertrophie schmerzhaft ist. Wenn man etwa sagt: Ich kann nicht lange stehen, mir tun die Beine weh am Abend, sie schwellen an, ich habe Spannungsgefühle, ich kann kaum die Treppe laufen – das sind typische Lipödemsymptome. Diese Patientinnen sind meistens nicht stark adipös. Es ist eine typische Klasse von Patientinnen, man erkennt sie.
Beim Lymphödem wiederum ist nur ein Bein betroffen im Gegensatz zum Lipödem, bei dem beide Beine betroffen sind. Das Lymphödem wird meist verursacht durch etwas, was ich diagnostizieren kann, das heißt z.B. durch ein Karzinom der Brust oder im Urogenitaltrakt, wo die Lymphknoten ausgeräumt wurden, es gibt auch Tropenkrankheiten, die das verursachen, oder es ist angeboren. Man kann das ziemlich sicher diagnostizieren, weil das andere Bein normal aussieht. Ein Lipödem kann allerdings im höheren Stadium auch ein Lymphödem dabei haben. Meist ist es eine Trias aus Adipositas, Lymphödem und Lipödem, die miteinander zusammenhängen. Ich muss in Stadium 3 kein Lymphödem haben, aber wenn die Adipositas dazu kommt, kann es eine lymphatische Stauung geben, die dann beidseitig ist. Das gleiche gibt es auch bei Patientinnen, die nur eine Adipositas haben, bei sehr hohem Gewicht ist dann eigentlich auch immer ein Lymphödem dabei. Das heißt, diese drei hängen schon miteinander zusammen, in der Praxis verschwimmen die Grenzen.