Im Epizentrum des Sturms: Überleben in der Pflegepraxis
Angesichts der komplexen und herausfordernden Situationen in der alltäglichen Pflegepraxis finden sich die Auszubildenden, Studierenden und frisch examinierten Pflegefachkräfte (Young Professionals) vom ersten Tag an in der Mitte des Geschehens. Mit all dem Zauber des Anfangs, ihrem Engagement und ihrer Motivation treffen sie auf Situationen, die geprägt sind von der Sorge um finanzielle und personelle Ressourcen und von Forderungen an eine qualitativ hohe Gesundheitsversorgung. Die komplexen Krankheitsbilder der zunehmend alten, chronisch und multimorbid erkrankten Menschen erfordern ein Vorgehen, das mit einem hohen Anspruch an die Gesundheitsberufe einhergeht und wenig Raum lässt für eine langsame und stetige Entwicklung einer professionellen Rolle der Young Professionals.
„Ich thematisiere diese vier Kategorien […], weil ich der Überzeugung bin: Egal, welche Kategorien oder damit zusammenhängenden Elemente es sind, die für Sie mit der geringsten Stabilität, Vorhersagbarkeit, Vertrautheit und Beständigkeit einhergehen, es sind Bereiche, in denen Ihre Bewältigungsstrategien gefragt sind. Wenn Sie wissen, was sich negativ auf Ihre Transitionserfahrungen auswirkt oder auswirken könnte, dann gelingt es Ihnen besser, die Herausforderungen zu meistern und das Ausmaß und die Dauer Ihrer Transitionsschockerfahrung zu minimieren.“
„In der ersten Zeit, also in den ersten drei Monaten, habe ich mich gefragt, ob dieser Beruf etwas für mich ist oder nicht. Ich zweifelte an mir; ich zweifelte an meinen Fähigkeiten und ich zweifelte an allem, was ich in der Pflege gelernt hatte. Dann fing ich an, kleine Fortschritte zu machen, aber sofort kam wieder ein leichter Rückschlag ungefähr nach sechs Monaten, und der Stress und die überwältigenden Gefühle, einfach alles war wieder da und ich dachte. Ich weiß gar nichts mehr. Doch jetzt würde ich sagen, seit dem letzten Monat habe ich ein gutes Gefühl. Es macht mir keine Angst mehr, zur Arbeit zu gehen und ich habe deswegen keine schlaflose Nacht mehr.“
Barbara Müller
Barbara Müller, Dipl. Pflegewirtin, Dozentin und Lehrbeauftragte in BA-Studiengängen der Pflege, Programmleitung Gesundheitsberufe (Hogrefe Verlag, Bern)
barbara.mueller@hogrefe.ch
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