Die pflegerische Krisenintervention ist ein selbständiges Handlungsfeld der Pflege. Allerdings nehmen viele Pflegende das Tätigkeitsfeld der Krisenbegleitung kaum wahr oder fühlen sich in der pflegerischen Krisenintervention unsicher. Des Weiteren sind Kompetenz- und Aufgabenbereiche nicht genau beschrieben und eine klare Trennung zu anderen Berufsfeldern fehlt.
Manuela Fastner hat sich dieser Thematik angenommen und hilft mit ihrem Buch, eine professionelle Krisenbegleitung durch Pflegepersonen praktisch umzusetzen. Im Gespräch beantwortet sie einige Fragen zur Krisenintervention.
Welchen Arten von Krisen begegnet man in der Pflege im Allgemeinen und wie stellen sich diese dar?
Pflegefachpersonen werden im Berufsleben tagtäglich mit psychosozialen Krisen ihrer Patientinnen und Patienten konfrontiert. Zum einen begegnen sie traumatischen Krisen, die durch plötzliche Schicksalsschläge ausgelöst werden, wie zum Beispiel eine schwere Verletzung aufgrund eines Unfalls, eine Frühgeburt oder eine lebensbedrohliche Erkrankung. Hierbei können Menschen durch die drastischen Ereignisse ihr seelisches Gleichgewicht verlieren. Die massiven Veränderungen durchkreuzen Pläne bzw. Ziele für die Zukunft, dies kann eine große Bedrohung für die seelische Gesundheit darstellen.
Zum anderen gibt es Lebensveränderungskrisen, die besonders an Übergängen in neue Lebensphasen gewohnte Abläufe verändern, wie zum Beispiel eine beginnende Pflegebedürftigkeit oder der Einzug in ein Seniorenwohnheim. Des Öfteren sind diese Lebensereignisse auch vorerst mit positiven Emotionen verbunden und entwickeln sich schleichend in einen Krisenzustand. So kann beispielsweise die Geburt eines Kindes, das sehnlichst erwartet wurde, unter bestimmten Umständen ein Krisenauslöser sein. Besonders dann, wenn sich die intensiven Wunschvorstellungen der Eltern nicht erfüllen, Belastungsgrenzen erreicht sind und keine Bewältigungsstrategie greift.