In der Approbationsordnung für Psychotherapie von 2020 wurde der Orientierung an Leitlinien besonderer Stellenwert eingeräumt. Ergänzend zur ersten Frage – wie ist Ihre Einschätzung, wie sich die therapeutische Landschaft entwickeln könnte, wenn die Orientierung an evidenzbasierten Methoden stärker wird? Erwarten Sie eine deutliche Verbesserung, eine höhere Erfolgsquote bei Psychotherapien?
In der Tat erwarte ich, dass durch die neuen Ausbildungswege in Psychotherapie die Behandlungsqualität für unsere Patient*innen eine bessere wird. Psychotherapeut*innen werden nicht mehr primär auf ein Therapieverfahren eingestimmt, dessen Ideologie nicht mehr hinterfragt wird, sondern beschäftigen sich übergreifend mit den auch wissenschaftlich geprüften Fragen, was wirklich wirkungsvolle Therapie-Mechanismen sind, die ich als Psychotherapeut*in in Therapien realisieren muss. Dies ist oftmals sogar eher verfahrensunabhängig. Wir werden uns mehr mit psychotherapeutischen Basiskompetenzen beschäftigen, die Behandlungserfolge sicher stellen, als mit einzelnen Therapieverfahren. Ich erwarte auch einen besseren Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis: Praktiker*innen wissen besser, was die wissenschaftliche Position zu ihrem Handeln ist. Aber auch Wissenschaftler*innen bekommen bessere Rückmeldung, was von ihren Empfehlungen sich wirklich in der Praxis bewährt und was ggf. auch wissenschaftlich anders betrachtet werden muss.
Herzlichen Dank für das Gespräch!