Satzergänzungstests werden häufig in der Diagnostik eingesetzt, was macht das Verfahren so attraktiv?
Es klingt unglaublich, aber der Satzergänzungstest ist wahrscheinlich einer der am häufigsten verwendeten Tests in der psychotherapeutischen Diagnostik. Es gibt keine standardisierte Version, aber sicherlich unzählige selbst erstellte Varianten, die häufig auch in Anamnesebögen Verwendung finden. Die Auswertung/Interpretation des Satzergänzungstests als projektives Verfahren ist nicht quantifizierbar, frei interpretierbar und es sollte jeder*m Anwender*in klar sein, dass seine Aussagekraft daher nur begrenzt sein kann.
Trotz dieser Vorbehalte und Einschränkungen bietet der Satzergänzungstest eine Vielzahl diagnostischer Ansatzmöglichkeiten. Er gibt uns oft Hinweise auf Konflikte, Ressourcen, Beziehungsprobleme, Ängste, Hoffnungen und auch Lebensentwürfe, die wir manchmal nur in längeren Gesprächen herausgefunden hätten.
So weisen zum Beispiel Grawe und Grawe-Gerber darauf hin, dass gerade die offene Fragestellung projektiver Methodik zu kreativer Gestaltung auffordert. Die Nutzung der Vorstellungskraft, des Ideenreichtums und der Ausdrucksfähigkeit sind eine sehr gute Ressource und spielen in der Behandlungsmotivation und für den Therapieerfolg eine wesentliche Rolle (Grawe & Grawe-Gerber, 1999).
Da Satzergänzungen direkt beantwortet werden können, sind diese ideal geeignet, um mit Patient*innen schnell und direkt ins Gespräch zu kommen.