Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zeigen selbstverletzendes Verhalten, verbreitet ist z.B. das Schneiden oder Ritzen der Haut. Das ist verstörend und belastend sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen. Was steckt dahinter, was sind die Gründe für nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten und wie sollte man darauf reagieren? Dr. Johanna Hepp, Prof. Dr. Christian Schmahl und PD Dr. Christian Stiglmayr haben einen neuen Ratgeber verfasst und geben darin und in unserem Interview erhellende Antworten.
Was versteht man eigentlich unter selbstverletzendem Verhalten, welche Formen treten auf?
Unter nicht-suizidalem selbstverletzenden Verhalten (NSSV) versteht man Handlungen, die mit einer unmittelbaren Schädigung des Körpergewebes wie z.B. der Haut einhergehen und die ohne suizidale Absicht (also nicht mit dem Ziel, daran zu sterben) selbst durchgeführt werden. NSSV kann viele unterschiedliche Formen annehmen, sowohl hinsichtlich der verwendeten Methode als auch der Schwere. NSSV ist abzugrenzen von Suizidversuchen, anderem selbstschädigenden Verhalten wie Drogenkonsum und kulturell akzeptierter Schädigung von eigenem Gewebe wie z.B. im Rahmen von Tätowierungen. Die häufigsten NSSV Methoden sind Schneiden (z.B. mit Rasierklingen in den Arm), Verbrennen der Haut und sich selbst schlagen (z.B. mit Gegenständen oder mit dem Kopf gegen die Wand). Weitere Formen sind das Aufkratzen der Haut, das Manipulieren von Wunden, das Stechen mit Nadeln oder anderen spitzen Gegenständen in die Haut, Verätzungen der Haut, Quetschungen von Körperteilen und sich selbst beißen.