Übergewicht und Fettleibigkeit sind ausgeprägte kardiovaskuläre Risikofaktoren. Sie führen – selbst wenn keine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes vorliegt – zu einer eingeschränkten Lebenserwartung. Es ist bekannt, dass eine erhöhte viszerale Fettmasse ein kardiovaskulärer Risikofaktor ist, die Reduktion des viszeralen Fettes könnte das kardiovaskuläre Risiko merklich reduzieren.
Eine Möglichkeit, Körperfett und speziell die viszerale Fettmasse zu reduzieren sind lange bis sehr lange Ausdauereinheiten im Sinne von Ausdauerläufen. Bei Teilnehmern des "TransEurope FootRace 2009" über 4485 km konnte mit dem Einsatz einer Ganzkörper-Magnetresonantomografie gezeigt werden, dass das viszerale Fett als deutlichstes aller Fettkompartimente um rund 65% reduziert wurde.
Für den Alltag und die Beratung von Übergewichtigen und Fettleibigen bezüglich eines Aktivitätsprogramms zur Reduktion des Fettgewebes wäre die Kenntnis von absoluten Werten in kg pro Laufstrecke wichtig. Man könnte dann abschätzen, wie lange bzw. wie weit eine Person laufen müsste, um ihre Fettmasse substantiell zu reduzieren. Leider konnten die Autoren der Studie zum "TransEurope FootRace 2009" keine absoluten Zahlen in g oder kg für den Abbau des viszeralen Fetts liefern.
Mit einer Waage mit Bioimpedanzanalyse (BIA) können schnell und einfach Körpergewicht und Körperzusammensetzung ohne grossen apparativ-technischen Aufwand auch unter Feldbedingungen bestimmt werden. Solche Geräte messen das Körperfett in %, aber auch die viszerale Fettmasse in absoluten Werten in kg.
Wir haben das gemessen bei einem übergewichtigen Läufer mittleren Alters der sich gezielt auf einen 24-h-Lauf vorbereitet hat mit dem Ziel, ca. 160 km zu laufen und den Abbau des viszeralen Fettes zu dokumentieren. Unser Ergebnis: Um 1 kg viszerales Fett zu verlieren musste er umgerechnet 164 km laufen. Das entspricht 4 Marathonläufen.
von Beat Knechtle und Pantelis T. Nikolaidis
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Dann lesen Sie den Originalartikel "Wie weit muss man laufen, um 1 kg Fett zu verlieren?" online.
Beat Knechtle
1964 in Appenzell, Schweiz, geboren. 1991 machte er sein Staatsexamen an der Universität Zürich, wo er 1996 zum Dr. med. promoviert. 2002 absolvierte er seine Facharztprüfung zum Facharzt FMH für Allgemeinmedizin und habilitierte 2009 PD Dr. med. an der Universität Zürich. Sort ist er seit 2015 Titularprofessor.
Beat Knechtle bestreitet seit 21 Jahren Triathlon-Wettkämpfe, die länger sind als die klassische Ironman-Distanz (3.8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42.2 km Laufen). Dabei hat er bisher 30 doppelte, 27 dreifache, 4 fünffache und 6 zehnfache Ironman-Triathlons gefinisht. Außerdem hat Knechtle mehrere Streckenrekorde, nationale Rekorde sowie einen Weltrekord aufgestellt und etliche Siege und Podestplätze erzielt. 2002 wurde er im Guinnessbuch der Rekorde mit der höchsten Anzahl erfolgreich gefinishter Ironman-Triathlonstrecken in einem Jahr eingetragen. Des Weiteren hat er am meisten dreifache Ironman Triathlons weltweit gefinisht und dabei am meisten Podestplätze erzielt.
Pantelis Nikolaidis
1979 in Aachen, Deutschland, geboren. 2001 hat er seinen B.Sc. in Sports Science an der Universität Athen beendet. Danach folgte 2005 der M.Sc. in Exercise Physiology an der Universität Prag und 2008 der PhD in Exercise Physiology ebenfalls an der Universität Prag.
Seit 2008 ist er im Exercise Physiology Laboratory, Nikaia, Griechenland und seit 2017 auch am Laboratory of Exercise Testing, Hellenic Air Force Academy, Dekelia, Griechenland tätig. Sein wissenschaftlicher Fokus liegt auf der sportlichen Leistungsfähigkeit bei Teamsportlern und Ausdauersportlern.