Ferienangebot für Schüler*innen mit Lese- und Rechtschreibschwäche
Herr Hasselhorn, worum handelt es sich bei Ferdi?
Ferdi ist ein aufgrund der Corona-Situation kurzfristig entwickeltes Ferienangebot für die Sommerferien 2020. Es zielt darauf ab, dass Grundschulkinder mit Lernrückständen im Lesen oder Rechnen während der Ferien die Möglichkeit erhalten, wissenschaftlich fundierte und in ihrer Wirksamkeit empirisch bestätigte Förderprogramme gezielt zu bearbeiten. Den Schulen bot Ferdi im Sommer die Möglichkeit, eine Empfehlung aus der April-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina umzusetzen, nämlich gezielte kompensatorische Förderangebote auch in den Ferien zu machen.
Was ist das Besondere an diesem Förderangebot?
Das Besondere am Ferienförderangebot Ferdi ist, dass es komplett digital nutzbar ist, also ohne direkten physischen Kontakt zwischen Lehrkraft und Kind umgesetzt werden kann. Außerdem berücksichtigt es das Prinzip der individuell abgestimmten, diagnosebasierten Förderung. Auch haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, Rückmeldung über den individuellen Kompetenzzuwachs der Kinder zu erhalten.
Warum ist es so wichtig, gerade Kinder mit Schwierigkeiten beim Lesen und Rechnen zu unterstützen?
Wir haben bereits seit einigen Jahren einen erschreckend hohen Prozentsatz an Grundschulkindern, die besondere und anhaltende Schwierigkeiten beim Lesen und/oder Rechnen haben. In einer Prävalenzstudie, die wir 2011 in Bremen, Niedersachsen und Hessen durchgeführt haben, zeigten sich bei über 17 Prozent der zur Mitte der Grundschulzeit untersuchten Kinder Lernschwächen in diesen Bereichen haben. Experten sind sich einig, dass die langen Schulschließungen im Frühjahr leistungsschwache Schulkinder besonders hart getroffen haben. Ihre Leistungsrückstände im sozialen Vergleich dürften ohne zusätzliche Förderanstrengungen nochmals zugenommen haben. Das erhöht das Risiko für langfristigen Bildungsmisserfolg.