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Marte Meo

Ein bildbasiertes Konzept unterstützender Kommunikation für Pflege- und Betreuungsinteraktionen.

Marte Meo (lateinisch) bedeutet "aus eigener Kraft" und ist eine videounterstützte Methode, die sowohl in der Beratung wie auch in Kommunikationsschulungen, Trainings und Fallsupervisionen eingesetzt werden kann. Der zugrunde liegende Ansatz der Methode knüpft an den Ressourcen und am Potential der Pflegebedürftigen sowie des Personals an.

Bild: Ein Video zur Marte Meo Methode finden Sie hier (YouTube.com)

Die Marthe Meo Methode

In der Neuauflage ergänzen die Autorinnen Umsetzungstipps der Methode in der Langzeit- und Akutpflege sowie im Behindertenbereich (Kinder, Jugendliche, Erwachsene). Sie bieten viele neue Videofallbeispiele z.B. Umgang mit herausforderndem Verhalten (Demenz), „Marte Meo und Palliative Care“ , Unterstützungsmöglichkeiten von „Young Carers“ , Menschen mit Hirnverletzungen und Autismus. Die 32 Info- und Lernclips stehen im geschützten Downloadbereich zur Verfügung.

Was ist Marte Meo?

Marte Meo hilft, unterstützende Kommunikationsfähigkeiten im Sekundenbereich zwischen den Beteiligten in alltäglichen Pflegeinteraktionen bewusst zu nutzen: dies ohne zusätzlichen Zeitaufwand. Nicht nur die Pflegequalität, sondern auch die Resilienz sowie die Lebensqualität von Pflegenden und Betreuten wie auch von Demenzerkrankten und von Angehörigen werden dadurch verbessert (Berther/Niklaus, 2015: 31ff).

Marte Meo wurde in den 1970er Jahren von Maria Aarts, Niederlande, für den Kinderbereich entwickelt und wird in der Pflege seit 1995 international angewendet, laufend weiterentwickelt und wissenschaftlich erforscht. Das Ziel der Analyse nach Marte Meo ist, dass Pflegende die eigenen und die Ressourcen der Betreuten in alltäglichen Interaktionen vermehrt wahrnehmen und so bewusst nutzen können. Dies erleichtert den Pflege- und Betreuungsalltag auch in schwierigen Situationen.

Arbeitsweise und Nutzen

Interdisziplinäre Marte Meo Schulung von Leitenden und Mitarbeitenden. Foto: Domicil Steigerhubel, Bern

Kurze Sequenzen aus dem jeweiligen Arbeitsalltag (ambulante oder stationäre Pflege und Betreuung) werden gefilmt. Pflegeinteraktionen (z.B. Zähneputzen, Mobilisieren, Blutentnahme, Hilfestellungen beim Essen) werden kleinschrittig von einer Marte Meo Fachperson analysiert (Videointeraktionsanalyse, Berther/Niklaus, 2015: 40). Dabei wird auf Bedürfnisse, Fähigkeiten und Signale der zu Betreuenden geachtet und darauf, welches unterstützende Verhalten seitens der Pflegenden bereits vorhanden ist. Marte Meo Elemente (MME) sind Mikrokommunikationselemente, die wir intuitiv nutzen. Das bewusste Wahrnehmen, Beobachten und Anwenden der unterstützenden Elemente wird mit Hilfe der Videosequenzen trainiert. Dadurch, dass anhand gelingender Bilder, also am eigenen positiven Model gelernt wird, sind die filmbasierten kurzen Reflexionen über die eigene Arbeit unmittelbar praxiswirksam (Berther/Niklaus, 2015: 31ff.)

Mit den MME können neueste neurobiologische Erkenntnisse einfach und wirksam in den Praxisalltag übertragen werden (ebd.:147ff.). Zudem können die MME mit gängigen Pflegemethoden wie zum Beispiel Validation, Kinästhetik u.a. kombiniert werden. Immer mehr Institutionen verbessern ihre Pflege- und Betreuungsqualität mit Marte Meo Videofallsupervisionen (detaillierte Erfahrungsberichte verschiedener Institutionen und von Pflege- und Betreuungsfachleuten: siehe Berther/Niklaus, 2015, Kapitel 9, S. 159ff.).

Und was bringt Marte Meo den Pflegenden?

Maria Aarts, die Begründerin der Marte Meo Methode, erklärt im Interview Folgendes (Berther/Niklaus, 2015: 22): "[…] Wenn wir ihnen bildbasiert aufzeigen, was zu tun ist, respektive was der pflegebedürftige Mensch braucht und was sie bis zum nächsten Mal ausprobieren können, zum Beispiel länger aufmerksam zu warten, ist dies unterstützend. Wenn wir ihnen danach auf Film die Wirksamkeit und den Effekt ihres Wartens auf das Gegenüber zeigen können, unterstützt dies natürlich die Selbstsicherheit und die Selbstwirksamkeit der Pflegenden und weckt deren Arbeitsfreude und Motivation. Dies führt zu mehr Zufriedenheit des Personals. Meine Erfahrung zeigt, dass Marte Meo als „Burn-Out-Prophylaxe“ für Pflegepersonal wirkt." (Ganzes Interview: Berther/Niklaus, 2015: 21ff. sowie DVD zum Buch)

Marte Meo im Pflege- und Betreuungsalltag

Beispiel 1, Bild 1: Kontaktmoment nutzen - nächsten Schritt benennen. Fotos: Claudia Berther, Wallbach
Beispiel 1, Bild 2: Kontaktmoment: Moment der Aufmerksamkeit

Beispiel 1: Kooperatives Verhalten unterstützen: Je fortgeschrittener eine Demenzerkrankung ist, desto weniger können davon betroffene Menschen auf Erfahrungen zurückgreifen. Das Erinnerungsvermögen reicht, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit. Sie haben vermehrt Mühe mit alltäglichen Abläufen, wissen nicht, was als nächstes kommt, und sind schnell abgelenkt.
Auf dem folgenden Bild freut sich die Klientin mitten in der Grundpflege darüber, dass sie gefilmt wird. Damit die Pflegende ihr Ziel trotzdem erreicht, muss sie auf kleinste, aber wichtige Details der Kommunikation und Interaktion achten.

Beispiel 2: Einsatz von Marte Meo bei herausforderndem Verhalten: Herr H. leidet an einer fortgeschrittenen Demenz. Seine Unruhe, Weglaufen, sein verweigerndes und aggressives Verhalten in diversen Pflegeverrichtungen sind eine Herausforderung sowohl fürs Personal als auch für die Angehörigen. Er wird deshalb interdisziplinär mit Einbezug der Marte Meo Methode betreut (Pflegefachleute, Aktivierung, Lernende, Freiwillige….).

Beispiel 2, Bild 1: Aufmerksames Warten. Fotos: dahlia oberaargau ag
Beispiel 2, Bild 2: Warten und Eigenaktivität von Herrn H. ermöglichen

Das folgende Beispiel zeigt auf, wie die Lernende anhand einer einfachen Tätigkeit die Schritt-für-Schritt-Anleitung nach Marte Meo trainiert (Berther/Niklaus, 2015: 93ff.). Unterstützendes Verhalten in Kommunikation und Interaktion wird ihr so bewusst, und dadurch hat sie mehr Handlungsmöglichkeiten für schwierige Momente.

Positive Auswirkungen solch kurzer Trainings- und Kontaktmomente werden auch von Angehörigen wahrgenommen. Der Sohn von Herrn H. berichtet über seine diesbezüglichen Erfahrungen. (Autorinnen: Claudia Berther,  Dr. Therese Niklaus Loosli)

Weitere Details werden in folgendem Videoclip (Auszug aus der DVD zum Buch) erklärt.

Literaturangabe

Berther, C.; Niklaus, T. (2015). Die Marte Meo Methode. Bern: Hogrefe Verlag