Eine Methode, um negative Glaubenssätze zu verändern, ist die Wunderfrage. Was hat es damit auf sich?
Es gibt verschiedene Methoden, die wir im Begleitbuch beschreiben. Da gibt es einmal eine kognitive Technik, bei der man in einen sokratischen Dialog geht. Es gibt auch die Möglichkeit, einen positiven Glaubenssatz mit einer Geste zu verankern.
Die Wunderfrage nach Steve de Shazer wird viel im systemischen und hypnotherapeutischen Kontext genutzt, sie hat mit Ressourcenaktivierung zu tun. In unserem Beispiel bekäme man gesagt: Heute Nacht kommt eine Fee und morgen früh sind Sie auf einmal ganz klug. Woran merken sie das? Was hat sich verändert? Wie fühlen Sie sich? Woran merken das andere?
Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben ein paar Tage mit dieser neuen Klugheit verbracht. Vielleicht denken Sie, dass das toll ist. Aber dann kommen die ersten Gedanken, dass es auch seine Nachteile hat. Vielleicht merken Sie, dass es anstrengender ist, weil bestimmte alte Strategien nicht mehr funktionieren. Die kleinen Tricks, sich aus Situationen rauszuziehen, die Sie früher gern genutzt haben, helfen plötzlich nicht mehr. Und Sie fragen sich, wie Sie das rückgängig machen könnten. Aber dann gehen wir noch einen Schritt weiter: Stellen Sie sich vor, Sie hätten das Alte wieder zurück. Wie fühlt sich das an? Vielleicht merken Sie, dass das auch nicht wirklich besser ist. Nun haben Sie beide Zustände erlebt – und beide sind nicht optimal. Was wäre jetzt Ihr erster Schritt, um das Neue wiederherzustellen? Aber diesmal aus eigener Kraft, weil die Fee nur ein einziges Mal vorbeikommt. Hier fangen wir an, Ihre Ressourcen zu aktivieren: Was können Sie tun, um diesen Zustand selbst zu erreichen? Vielleicht sagen Sie: „Ich bereite mich gut vor, mache mir eine PowerPoint, schreibe mir Notizen, übe vorher Atemtechniken.“ So entwickeln Sie Schritt für Schritt Ihre eigenen Ideen.
Eine Methode, die ich auch häufig anwende, ist die Repräsentation durch Farben:
Wir würden zunächst vom negativen Glaubenssatz ausgehend einen positiven rausarbeiten. Beim positiven Glaubenssatz wäre es gut, wenn dieser ohne „nicht“ und „keiner“ auskäme. Wenn der negative z.B. heißt, „Ich bin dumm“, dann sollte er nicht heißen, „Ich bin nicht dumm“, sondern „Ich bin klug“. Dann würde ich Ihnen sagen: Geben Sie dem Glaubenssatz „Ich bin dumm“ eine Farbe, die Sie damit verbinden. Jetzt würden Sie sagen: Dunkelblau. Geben Sie dem Glaubenssatz und dem damit verbundenen Gefühl „Ich bin klug“ auch eine Farbe. Jetzt würden Sie sagen: Rosa. Und dann würde ich sagen: Schließen Sie doch bitte die Augen oder fixieren sie im Raum einen Punkt und jetzt stellen Sie sich vor, wie dieses Dunkelblau, wie dieser negative Glaubenssatz aus ihrem Körper herausfließt, ohne dass sie genau wissen müssen, wie es passiert. Nur das und zeitgleich ersetzt wird durch das Rosa, das dafürsteht, dass Sie klug sind, dass Sie intelligent sind, dass Sie das können, dass Sie das schaffen. Machen Sie das so lange, bis sie genau beobachtet haben, wie das Dunkelblau ihren Körper verlässt und dafür das Rosa in ihren gesamten Körper strömt. Das wäre auch eine Umstrukturierungstechnik.
Es gibt verschiedene Methoden der Umstrukturierung, weil es immer auf den Kontext ankommt und darauf, welche einem selbst am meisten liegen und darauf, was die andere Person braucht. Deshalb haben wir unterschiedliche Methoden genommen, um das Repertoire des Kartensets möglichst vielseitig zu gestalten. Dabei erheben wir natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit – es gibt sicherlich noch viele weitere Ansätze, die ebenfalls passend sein könnten.
Vielen Dank für das Gespräch!