Wie verbreitet sind die Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) und die Rechenstörung und welche Ursachen haben sie?
Die genaue Prävalenz von Lernstörungen ist in der Forschung schwer zu bestimmen, da die Definitionen und Messmethoden variieren. Grob geschätzt sind etwa 5–10 % der Schüler*innen betroffen. Diese Zahl ergibt sich aus der Diagnosepraxis: Man konzentriert sich zunächst auf die schwächsten 10 % in Bereichen wie Lesen, Schreiben und/oder Rechnen. Ein Kind muss in mindestens einem dieser Bereiche deutliche Schwierigkeiten zeigen, und es dürfen keine alternativen Erklärungen vorliegen – etwa starke Seh- oder Hörstörungen, die das Lernen beeinträchtigen könnten. Solche Fälle werden bei der Diagnose ausgeschlossen.
Letztlich bleiben etwa 5 % der Schüler*innen übrig, die spezifische Schwierigkeiten in einem oder mehreren dieser Bereiche haben, wobei es auch kombinierte Störungen gibt. Ein weiteres Kriterium ist, dass keine Intelligenzminderung vorliegen sollte. Der ursprünglich definierte Abstand zwischen Intelligenz und schulischer Leistung, der in Diagnosemanualen weiterhin enthalten ist, wird in der Forschung jedoch als wenig sinnvoll angesehen. Dies erschwert die Bestimmung der tatsächlichen Prävalenz zusätzlich.
Betrachtet man alle Formen von Lernstörungen – also Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Dyskalkulie und deren Kombination – könnten insgesamt etwa 20–25 % der Schüler*innen betroffen sein. Je strenger man jedoch die Kriterien fasst, etwa durch Berücksichtigung der Intelligenz oder der Schwere der Störung, desto kleiner wird diese Zahl. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass die Störungen unterschiedlich schwer ausgeprägt sein können.
Die wesentliche Ursache für eine Lese-/Rechtschreibstörung liegt in der fehlerhaften Verarbeitung von Lauten, man spricht hier von phonologischer Informationsverarbeitung, die nicht gut gelingt. Das hierfür zuständige Modul im Gehirn ist bei betroffenen Kindern und Jugendlichen weniger gut ausgeprägt. Man kann sagen, es funktioniert eingeschränkt – nicht vollständig, aber eben mit Schwierigkeiten. Diese Kinder haben Probleme, Buchstaben in Laute umzuwandeln und umgekehrt. Das Erlernen von Lesen und Schreiben basiert ja genau auf dieser Fähigkeit. Wenn die Lautverarbeitung im Gehirn nicht richtig funktioniert, führt das zu weiteren Problemen.