Webinarbeschreibung
Obwohl heute Konsens darüber besteht, dass Autismus ein heterogenes und dimensionales Phänomen ist, das individuelles Verständnis und maßgeschneiderte Hilfen bedarf, erfolgt die Diagnostik noch immer überwiegend und ausschließlich nach dem klassischen biomedizinischen Modell gemäß ICD-10/11 und DSM-5. Dies begrenzt die Kommunikation zwischen Berufsgruppen sowie zwischen Berufsgruppen, autistischen Menschen und Angehörigen. Kategoriale Diagnosen allein haben darüber hinaus bei Autismus wenig Informationswert für die Interventionsplanung im konkreten Fall unter Einbeziehung des gesamten Lebensumfeldes. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit (ICF) der WHO erlaubt die ganzheitliche Erfassung der Stärken und Schwächen einer Person unter Einbeziehung von Köperstrukturen- und funktionen, Aktivitäten und Teilhabe, fördernden und hinderlichen Umweltfaktoren sowie Personenfaktoren.
In diesem Beitrag wird die Bedeutung ICF für die Diagnostik bei Autismus-Spektrum-Störungen vorgestellt sowie ihre Anwendung in der Praxis demonstriert. Im Mittelpunkt stehen die sog. ICF Core Sets für Autismus und deren Operationalisierung in Form von Fragebogen und Ratingskalen für verschiedene Informanten. Diese Instrumente sind in einer Internetplattform implementiert, die eine reichhaltige standardisierte Ergebnisdarstellung erlaubt, welche individualisierte Behandlungs-, Anpassungs- und Unterstützungsmaßnahmen indiziert.