Die Rolle als Angehöriger
Wie kann man mit den Belastungen durch die Sucht eines Familienmitgliedes umgehen? Sollte man sich auch selbst Unterstützung suchen?
Es gibt verschiedene Strategien, die dabei helfen können, mit so einer schwierigen Situation umzugehen. Viele Angehörige versuchen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um das erkrankte Familienmitglied zu unterstützen, und verlieren dabei sich selbst aus dem Blick. Es ist aber immer wichtig, auch gut für sich selbst zu sorgen und die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, damit mittel- und langfristig nicht die eigene Gesundheit leidet.
Unterstützung sollte man sich spätestens dann suchen, wenn man merkt, dass es einem selbst nicht mehr gut geht, wenn man also beispielsweise schlecht schläft, keinen Appetit mehr hat oder Magenprobleme bekommt. Neben der hausärztlichen Praxis können hier insbesondere (Sucht-)Beratungsstellen hilfreiche Anlaufstellen sein.
Was kann man tun, wenn ein Angehöriger seine Sucht nicht wahrhaben will und eine Behandlung verweigert?
In einem solchen Fall muss man für sich selbst überlegen, wie man mit der Situation umgehen möchte. Grundsätzlich kann man immer nur das eigene Verhalten verändern. Es ist aber durchaus möglich, dass eine Veränderung des eigenen Verhaltens den Betroffenen dazu anregt, sein Verhalten ebenfalls zu überdenken, und ihn dazu motiviert, etwas gegen die Sucht zu unternehmen. Dafür gibt es allerdings keine Garantie. Gerade in so schwierigen Situationen, wenn man selbst eine Veränderung möchte, der andere aber nicht, ist eine professionelle Unterstützung hilfreich.
Wie viel Einfluss hat man als Angehöriger überhaupt? Gibt es auch Situationen, in denen nur noch ein Kontaktabbruch hilft?
Als Angehöriger hat man, wie gesagt, in erster Linie Einfluss auf das eigene Verhalten. Viele Betroffene berichten im Nachhinein aber auch, dass ihre Angehörigen sie dabei unterstützt und dazu motiviert haben, Hilfe anzunehmen. Dennoch gibt es auch Situationen, in denen ein Kontaktabbruch – manchmal auch vorübergehend – hilfreich für die Angehörigen ist. Dieser Schritt wird von Angehörigen meist dann genutzt, wenn der Betroffene keine Veränderung möchte oder zulässt und es den Angehörigen selbst mit der Situation sehr schlecht geht. Wichtig ist, dass das Verhalten der Angehörigen konsequent ist und sie ihr eigenes Wohlbefinden wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.
Glücksspielsüchtige können zwar wieder in ein ganz normales Leben zurückfinden, Rückfälle lassen sich aber nie ganz ausschließen. Wie kann man als Angehöriger mit der Angst vor einem Rückfall umgehen?
In der Tat kann man auch bei einer langen Glücksspielfreiheit einen Rückfall nie ganz ausschließen. Für Angehörige ist dieses Wissen sehr belastend, Angst und Ungewissheit bleiben häufig lange bestehen. In vielen Fällen geht ja mit der Erkrankung eine lange Phase des Verheimlichens und des Lügens über das Ausmaß der Glücksspielproblematik einher. Das in dieser Zeit verlorene Vertrauen muss erst nach und nach wiederaufgebaut werden. Häufig wird es dann auch zunehmend leichter, offen über belastende Themen zu sprechen. Wichtig ist, dass nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige darauf achten, die neu erlernten Bewältigungsstrategien anzuwenden und Probleme frühzeitig und in einem konstruktiven Rahmen anzusprechen. Betroffene können so nach und nach lernen, sich bei ersten Anzeichen von sogenanntem "Suchtdruck" Hilfe zu holen. Damit wird die Situation meist auch für die Angehörigen einfacher.hm