Wie kann Änderungsmotivation gestärkt werden?
Die oben genannten Faktoren stellen mögliche Ansatzpunkte dar, um die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung positiv zu beeinflussen. Im besten Fall kann der Veränderungsprozess beschleunigt werden.
Problembewusstsein herstellen: Wenn kein Problembewusstsein vorliegt, liegt das erste Teilziel zur Steigerung der Änderungsmotivation in einer Herstellung dessen. Eine wohldosierte Informationsvermittlung kann dafür hilfreich sein. Abgesehen davon können Argumente, welche die Person bei behutsamer Exploration von sich aus benennt, zusammengetragen werden. In dem Zusammenhang ist eine wertschätzende und empathische Haltung des Beraters bzw. der Beraterin bei der Gesprächsführung unerlässlich. Das Motivational Interviewing (Miller & Rollnick, 2015) bietet einen guten Überblick diesbezüglich.
Die Ambivalenz auflösen: Wenn Kosten und Nutzen eines (Problem)Verhaltens bereits bewusst sind, ist die Überwindung der Ambivalenz als größtes Hindernis für die Veränderung zentral. Eine Auflistung der Pro- und Contra-Argumente kann dafür einen guten Überblick geben und Struktur schaffen. Ebenfalls können emotionsaktivierende Techniken zum Einsatz kommen, z. B. das Schreiben von Briefen an „Freund*in“ und „Feind*in“ bzw. unterschiedliche Arten von Stuhltechniken. Auch die Arbeit mit Werten und Zielen kann hilfreich sein, um Ambivalenzen zu überwinden.
Ziele und Werte nutzen: Wahrgenommene Diskrepanzen zwischen dem eigenen (Problem)Verhalten und bedeutsamen Zielen oder Werten können wie ein „Motor“ für den Veränderungsprozess fungieren. Insofern kann die Erarbeitung persönlicher Ziele und Werte ein wichtiger Schritt sein. Diese müssen wiederum mit den (Problem)Verhalten in Beziehung gesetzt werden, um Diskrepanzen aufzudecken. Häufig werden in dem Zusammenhang auch konfrontativere Verfahren gewählt, z. B. die Beschriftung des eigenen Grabsteins zur Bewusstmachung der Dinge im Leben, deren Stellenwert die Person als besonders bedeutsam ansieht.
Selbstwirksamkeit erhöhen: Die Wahrscheinlichkeit einer Verhaltensänderung wird erhöht, wenn ein gewisses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dies auch schaffen zu können, vorliegt. Insofern kann eine Verbesserung der Selbstwirksamkeit notwendig oder hilfreich sein, um die Veränderung wirklich in die Tat umzusetzen. Dies kann z. B. durch ressourcenorientierte Ansätze und Elemente der lösungsorientierten Kurzzeittherapie unterstützt werden: Die Fokussierung eigener Stärken oder die Exploration von früheren Erfolgen sind mögliche Techniken diesbezüglich.
Quellen:
Bandura, A. (1977). Self-efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. Psychological Review, 84(2), 191-215.
Cox, W. M. & Klinger, E. (2004). Handbook of motivational counseling: Concepts, approaches, and assessment. Hoboken: John Wiley & Sons.
Hötzel, K. & von Brachel, R. (2022). Änderungsmotivation fördern. Reihe: Standards der Psychotherapie, Band 10. Göttingen: Hogrefe.
Miller, W. R. & Rollnick, S. (2015). Motivierende Gesprächsführung (3. Aufl.). Freiburg im Breisgau: Lambertus.
Prochaska J. O. & DiClemente, C. C. (1984). The transtheoretical approach. Crossing traditional boundaries of therapy. Homewood, IL: Dow Jones-Irwin.