Weltweit konsumieren ca. 10 % der Frauen Alkohol während der Schwangerschaft, wobei die Zahlen in Europa am höchsten sind. In Deutschland gaben bei einer Befragung des Robert-Koch-Instituts etwa 20 % der Befragten einen moderaten Alkoholkonsum an und 8% einen riskanten. Schätzungen ergeben, dass ca. 1 % aller Kinder innerhalb der Gebärmutter durch Alkohol geschädigt werden. Das bedeutet, dass in Deutschland ca. 0,8 Millionen Menschen, davon 130 000 Kinder, mit einer Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) leben. Die Mehrzahl der betroffenen Kinder werden nicht oder erst spät richtig diagnostiziert. Professionelle Helfer*innen im Gesundheits- und Sozialsystem sind bislang über die Symptome und die notwendige Diagnostik der FASD oft nur unzureichend informiert.
Die Wirkung von Alkohol auf das ungeborene Kind
Die Leber eines ungeborenen Kindes ist noch nicht reif genug, um Alkohol abzubauen. Es fehlen Enzyme dafür, die sich erst nach der Geburt richtig ausbilden. Während die Alkoholwirkung im Körper der Mutter nach wenigen Stunden nachlässt, bleibt der Alkohol im Körper des Kindes. Expert*innen gehen davon aus, dass er dort zehnmal länger bleibt als im Körper der Mutter. Er wird in den Räumen zwischen den Zellen gespeichert und entfaltet dort seine giftige Wirkung. Häufen sich größere Alkoholmengen an, können diese das Ungeborene besonders stark schädigen. Die toxische Gefahr ist daher beim sogenannten Binge-Drinking (gelegentliches Exzessivtrinken) besonders groß.
Für Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter ist wichtig zu wissen, dass Alkohol während der gesamten Schwangerschaft in die Gehirnentwicklung des Kindes eingreifen kann. Das gilt ebenso für die Stillzeit, da Alkohol auch in die Muttermilch übergeht.
Vereinfacht dargestellt, kann Alkohol sich folgendermaßen auswirken:
In den ersten zwei Wochen kann Alkoholkonsum zum Abbruch führen – das passiert meist unbemerkt, ohne dass die Frau von der Schwangerschaft überhaupt wusste. Man geht hier vom Alles-oder-nichts-Prinzip aus: Entweder kommt der Embryo in dieser Zeit unbeschadet davon oder die Schwangerschaft bricht ab.
In der embryonalen Entwicklungsphase, die von der dritten bis ungefähr zur zehnten Woche andauert, verursacht Alkohol im Ungeborenen Missbildungen und Fehlfunktionen an verschiedensten Organen.
Bis zur Geburt kann das Körperwachstum stark eingeschränkt werden. Zudem vernetzen sich Nervenbahnen im Gehirn nicht korrekt, sodass lebenslange kognitive Schäden bleiben. Neurologische Veränderungen sind die häufigsten Störungen, die durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen.