Damit junge Medizinerinnen und Mediziner ihre Ziele mit Freude und entspannt erreichen können, sollten sie sich eine wirksame persönliche Arbeitsmethodik erarbeiten. Diese basiert zumeist auf den drei zeit-anatomischen Prinzipien:
Priorität, Lebensbereiche und Synergie
1) Das erste zeit-anatomische Prinzip ist die Priorität. Interessanterweise wurde „Priorität“ bis vor ca. 200 Jahren allein im Singular gebraucht. Bei genauerer Betrachtung ergibt ein Plural auch keinen Sinn, denn eigentlich kann und sollte nur ein Thema zeitgleich bevorzugt behandelt werden. Die Aufgaben und Ziele von Ärztinnen und Ärzten lassen sich entlang dreier Dimensionen anordnen: Dringlichkeit (x-Achse), Wichtigkeit (y-Achse) und Signifikanz (z-Achse).
Es ist genau anders als man meint: Priorität sollte stets das Signifikante haben - vor dem Wichtigen - vor dem Dringlichen.
2) Das zweite zeit-anatomische Prinzip ist der Lebensbereich – Im Jonglagemodell unterscheide ich vier Lebensbereiche: Leistung, Beziehung, Gesundheit und Reflektion.
Jeder Ball in jedem Lebensbereich sollte konsistent und diszipliniert geworfen werden. Den status quo sollten wir regelmäßig, zumindest quartalsweise überprüfen.
Ein klassisches Beispiel ist die Prävention und Selbstfürsorge: Unsere Zeit können wir entweder heute mit dem Erhalt unserer Gesundheit verbringen, oder wir verbringen Sie morgen mit der Versorgung unserer Krankheit. Zähneputzen ist ein klassisches Beispiel für die Wertigkeit von Konsistenz und Disziplin im Lebensbereich Gesundheit.
3) Das dritte zeit-anatomische Prinzip ist die Synergie – Stellen Sie sich vor, Ihr Konkurrent und Sie stehen unter dem Ast eines Apfelbaums, an dem 4 Äpfel zum Pflücken bereit sind. Aber keiner von Ihnen kommt dran, sie hängen alle zu hoch. Wenn Sie einander Huckepack nähmen, könnten Sie alle vier Äpfel pflücken. Ohneeinander hätte keiner einen Apfel in der Hand, miteinander wäre jeder im Besitz zweier Äpfel. Ohne Synergie kann 0 + 0 = 0 ergeben, mit Synergie kann 0 + 0 = 4 ergeben. Oder 400, je nachdem wie viele Äpfel auf dem Baum hängen. Die Wertschöpfung dieser hohen Potentiale beruht auf Synergie. Einerseits könnten wir - wenn wir die Priorität kennen, und Ziele in den Lebensbereichen gesteckt haben - loslegen und diese abarbeiten. Andererseits stecken in der Synergie der vier Lebensbereiche jedoch massive Zeitpotentiale. Synergie hilft uns, Zeit zu sparen, wahre Freude zu erleben, unserem Handeln mehr Sinn zu geben, und daraus maximale Kraft zu schöpfen. Ein klassisches Beispiel für die Synergie zwischen dem Leistungsball und dem Beziehungsball ist die Gründung einer Praxisgemeinschaft mit Ihrem Lebenspartner/Ihrer Lebenspartnerin oder einem guten Freund. Oder wenn Sie im Krankenhaus tätig sind, Freundschaften im Kollegenkreis zu suchen und zu pflegen. Im Idealfall überlappen sich in Ihren signifikanten Zielen möglichst viele Inhalte Ihrer Lebensbereiche.
Eine konsistente und disziplinierte Anwendung der zeit-anatomischen Prinzipien kann auf lange Sicht sehr wirksam dabei helfen, benötigte Zeitfenster frei zu präparieren. Die proaktive Anwendung der drei zeit-anatomischen Prinzipien Priorität, Lebensbereiche und Synergie kann dazu genutzt werden, alle angestrebten Ziele zu erreichen – mit Freude und ganz entspannt.
Professor Dr. med. Alexander Ghanem schloss sein Studium der Medizin 2003 in Bonn mit der Note sehr gut ab. Die akademische Laufbahn fügte sich temporeich und lückenfrei an: 2005: Promotion, magna cum laude, an der Medizinischen und Poliklinik II im Universitätsklinikum Bonn. 2010: Anerkennung Facharzt für Innere Medizin. 2011: Habilitation an der Medizinischen und Poliklinik II im Universitätsklinikum Bonn. 2012: Anerkennung Facharzt für Kardiologie. 2013: Oberarzt und Sektionsleiter Interventionelle Angiologie am Universitätsklinikum Bonn. 2014: Anerkennung Facharzt für Angiologie, Leitender Oberarzt und Leiter der Herzkatheterlabore in der Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg. 2017: Professur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit 2019: Chefarzt Kardiologie und internistische Intensivmedizin in der Asklepios Klinik Nord, Hamburg.