Obwohl Psychotherapeut*innen in der Regel das nötige Handwerkszeug für die Bewältigung eines Leidens am Tinnitus haben, sind sie in aller Regel nicht der erste Anlaufpunkt für Tinnitus-Patient*innen. Aus guten Gründen gehört eine ausreichende organische HNO-Diagnostik vor eine möglicherweise notwendige psychotherapeutische Behandlung. Dabei gilt es nicht nur, Tumore und andere seltene Ursachen auszuschließen, sondern vor allen Dingen Höreinschränkungen oder Hörschäden auszugleichen, sofern sie relevant für das Leiden am Tinnitus sind - und das sind sie oft. Unglücklicherweise kommt es aber - auch aufgrund der eingeschränkten Ressourcen in einer HNO-Kassenarztpraxis – nicht so sehr, wie sich dies Patient*innen mit Tinnitus wünschen, zu einem ausreichenden Umgang mit dem Symptom Tinnitus. Dabei könnte der darin enthaltene aufklärende, stützende und psychoedukative Teil bei Patient*innen ohne relevante psychische Belastungen hilfreich sein, wie Studien aus englischsprachigen Ländern zeigen.
Begegnung in der Praxis, dem TRT Team oder Kliniken
Tinnitus-Patient*innen begegnen Psychotherapeut*innen meist erst in Kliniken, die auf Tinnitus spezialisiert sind oder auch Tinnitus im Programm anbieten oder in TRT (Tinnitus Retraining Therapie) Teams. Patient*innen, die von sich aus zum niedergelassenen Psychotherapeut*innen gehen, sind die Ausnahme, allerdings auch Psychotherapeut*innen, die gerne Tinnitus-Patient*innen in der niedergelassenen Praxis aufnehmen. Das liegt auch in der Natur der somatisierenden Erkrankung. Diese beinhaltet definitionsgemäß, dass die Patient*innen eben wenig Zugang für ihre körperlich empfundenen Symptome haben – können.