Rhythmusstörung macht krank
Die Erdrotation und der damit verbundene Hell-Dunkel-Wechsel ist der wichtigste Zeitgeber. Dieser Rhythmus führte zu fixen Essenszeiten und längeren Phasen ohne Nahrungszufuhr. D.h. der Ablauf der Versorgung des Körpers mit Nahrung, die Energiespeicherung und der Energieverbrauch sind zeitlich aufeinander abgestimmt. Eine permanente Störung dieser Abläufe kann längerfristig zu Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, etc. führen. Solche permanenten Störungen sind z.B. Schichtarbeit, dauerndes Snacking, spätes Essen während der Nacht oder nächtliches Essen, Schlafrestriktion, Schlafunterbrechungen, Lichteinflüsse während der Dunkelphase wie z.B. vom Computerbildschirm, Fernsehschirm, Leuchtreklamen, Außen- und Innenbeleuchtungen, etc.
Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht bzw. Body-Maß-Index (BMI) und der Schlafdauer. Sowohl Kurz- als auch Langschläfer haben mehr auf den Rippen. Der tiefste BMI findet sich bei einer Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden. Denn durch die Schlafdauer werden u.a. die Appetitregulation und der Energiestoffwechsel moduliert. Eine verkürzte Schlafdauer führt zu vermehrtem Hungerempfinden und erhöhtem Appetit. Die Gewichtszunahme wird sozusagen während des Kurzschlafs programmiert. Kurzschlaf führt auch zu erhöhter Insulinsensitivität, d.h. das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes nimmt deutlich zu. Kurzschläfer mit Diabetes haben verglichen zu normalschlafenden Diabetikern eine deutlich schlechtere Blutzuckereinstellung: 1% Differenz beim HbA1c-Wert. Der Effekt von antidiabetischen Medikamenten ist von ähnlicher Größenordnung, auch um 1%. Eine "Resynchronisation" würde hier also schon einige Medikamente einsparen. Einfache Lösung am schwierigsten.
In einer 24h/7-Tage-Gesellschaft, in der die Schlafdauer freiwillig oder unfreiwillig reduziert wird, und der Lebenswandel die Rhythmik zwischen Ruhe und Aktivität, zwischen hell und dunkel nicht mehr respektiert, nimmt das Risiko für chronische Herzkrankheiten und für Stoffwechselerkrankungen zu. Die Missachtung der von der Evolution vorgegebenen Rhythmen ist wohl einer der wichtigsten Krankheitstreiber der modernen Gesellschaft. Diesen Rhythmus wiederherzustellen ist die billigere, aber anstrengendere Medizin als Medikamente [1]. vh