Wie nutzt man den Sceno-2?
Gabriele Meyer-Enders:
Der Test gibt dem Kind die Möglichkeit, die eigene Wahrnehmung der Welt spielerisch mit verschiedenen Objekten darzustellen. Ich fordere das Kind auf, mit den Dingen, von denen es sich angesprochen fühlt, eine Szene oder ein Bild aufzubauen. Wenn es fertig ist, kann es mir ein Zeichen geben und anschliessend sprechen wir darüber, was die Geschichte hinter seiner Szene ist. Damit kann ein Dialog gestartet werden, der als Ausgangslage für weitere Exploration in der Therapie dienen kann.
Gerd Lehmkuhl:
Es sind Geschichten, die durch den Scenotest einen klaren Rahmen, einen konkreten Aufhänger bekommen. Kinder und Jugendliche können anhand der Püppchen und Objekte anschaulich erzählen, was sie beschäftigt. Es gibt dafür viele Projektionsflächen, wie Elternfiguren, Grosselternfiguren, Tiere, Bäume… Die Umgebung des Kindes wird präsent. Und damit auch mögliche Schwierigkeiten, mit denen es hadert.
Gabriele Meyer-Enders:
Der Sceno-2 hilft auf vielfältige Weise, das Verhalten von Kindern und Jugendlichen zu beobachten und zu interpretieren. So konnte ich beispielsweise bei einem Kind klar sehen, dass ein Förderprogramm Nutzen zeigte: Der Umgang mit den Gegenständen änderte sich deutlich zwischen dem ersten und zweiten Kontakt mit dem Scenotest. Ist ein Kind eher schüchtern und nervös in der Therapie, hat es mit dem Kasten voller Figuren die Erlaubnis, den Therapeuten oder die Therapeutin kurz auszublenden und sich zu vertiefen. Da wirkt der Test als Eisbrecher. Der Sceno-2 spricht an; er enthält Spielzeug, das neugierig macht, weil es aus dem üblichen Spielzeugangebot herausfällt und trotzdem vertraut wirkt.
Gerd Lehmkuhl:
Ein mit dem Sceno-2 gebildetes Szenenbild bietet Anlass dazu, eine Art «biografischen roten Faden» zu finden. Damit haben wir einen wichtigen Zugang zur Biografie unserer Klientinnen und Klienten.
Nicht zuletzt ist es auch dieser spielerische, nonverbale Charakter, der den Test ausmacht: Kinder spielen oft lieber, als dass sie alles ausführlich besprechen. Insofern ist der Sceno-Kasten ein angemessenes Medium für dieses Alter.
Gabriele Meyer-Enders:
Letztlich bleibt ein Bild mehr im Gedächtnis als jedes Wort.
Herzlichen Dank für das Gespräch!