Job Crafting: Gestaltungsspielräume für weniger Stress nutzen
Welche Aspekte der modernen Arbeitswelt werden im Trainingsprogramm berücksichtigt und wie wird speziell darauf eingegangen?
Kortsch: Um in der heutigen Arbeitswelt handlungsfähig zu bleiben, ist es ganz wichtig, neben dem Umgang mit den vielfältigen Anforderungen auch die eigenen Ressourcen im Blick zu haben, sozusagen als Gegengewicht. Denn durch die Digitalisierung sehen wir uns selten mit einzelnen Stressoren konfrontiert, meist sind es viele Anforderungen gleichzeitig, die sich gegenseitig oft noch potenzieren: Beispielsweise ist das E-Mail-Postfach schon morgens wieder voll, es werden schnelle Rückmeldungen erwartet, dann funktioniert der Internetzugriff nicht, sodass Programme nicht genutzt werden können. Man könnte das beliebig fortführen. Deshalb spielt das Thema Ressourcen, und wie man sie aktiviert, im Trainingsprogramm eine ganz wichtige Rolle.
Paulsen: In vielen Jobs gibt es mittlerweile viel Gestaltungspotenzial. Dies ist auf der einen Seite eine Anforderung. Ich bin gezwungen, aktiv zu gestalten. Auf der anderen Seite ist das auch eine Chance für eine gesunde und erfüllende Arbeit. Wir behandeln hier Aspekte des Job Craftings. Es geht darum, sich durch Handeln oder Umdenken den eigenen Job so zu gestalten, dass er motiviert und nicht zu sehr stresst. Das bedeutet vor allem, dass man sich Ressourcen erschließt. Wenn man sich der Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen zu gestalten, erstmal bewusst wird, kann auch schon das entlastend sein.
Wir haben außerdem das Thema „Ständige Erreichbarkeit“ aufgegriffen. Hier geht es um eine Reflexion von Wunsch und Wirklichkeit in Bezug auf die Vermischung von Arbeits- und Privatleben. Wir haben einen von Nina Pauls und Kollegen von der Universität Freiburg entwickelten Selbstcheck integriert, der hilft, das Bewusstsein für das eigene Handeln zu schärfen.