Klimafreundliches Verhalten
Was können die Mitarbeitenden selbst tun, wenn sie sich klimafreundlicher verhalten möchten?
Grundsätzlich sehe ich das grösste Potenzial bei Entscheidungen, die auf der Führungsebene getroffen werden, indem zum Beispiel Abläufe oder ganze Bereiche ressourceneffizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden. Zudem braucht es eine Unterstützung von oben, damit auch die Mitarbeitenden motiviert werden, am Klimaschutz mitzuwirken. Ich sehe aber auch Potenzial für die Mitarbeitenden selbst, bei der Wahl der Verkehrsmittel im Pendlerverkehr, bei einem bewussten Umgang mit den Ressourcen im Arbeitsalltag und bei der Verpflegung. Beispielsweise können Mitarbeitende in der Pause selbst klimafreundlichere Menüs wählen. Auch der Kaffeekonsum ist ein wichtiger Aspekt, wie wir in unserer Analyse gesehen haben.
Inwiefern?
Die Umweltauswirkungen von Kaffee sind recht gross, und in Krankenhäusern wird viel Kaffee getrunken. Unsere Methodik beruht auf einer lebenszyklusbasierten Analyse, bei der die Umweltauswirkung von vor- und nachgelagerten Prozessen berücksichtigt werden. Der Anbau von Kaffee hat oft schädliche Folgen für die Umwelt, zum Beispiel durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger. Wenn man beispielsweise eine Tasse pro Tag weniger Kaffee trinkt oder auch mal einen Schwarztee anstelle von Kaffee, kann man die Umweltauswirkungen reduzieren.
Gerade in Pflegeeinrichtungen brauchen Bewohner helles Licht und haben es gerne sehr warm. Lässt sich das mit energiesparenden Massnahmen überhaupt in Einklang bringen?
An der Beleuchtung zu sparen, würde ich als kritisch betrachten. Hier sehe ich eher die Möglichkeit, die Umweltauswirkungen über erneuerbare Energien, also Ökostrom, zu reduzieren. Generell haben LED-Lichter einen deutlich niedrigeren Energieverbrauch und dadurch geringere Umweltauswirkungen. Allerdings macht Beleuchtung prozentual nicht sehr viel aus, sodass hier nur geringe Einsparungen möglich sind. Anders ist es bei der Heizung. Wenn man diese nur um ein Grad Celsius absenkt, bringt das schon einiges an Energieeinsparung. Aber so eine Massnahme kann in Pflegeeinrichtungen auch kritisch sein und ist für die Bewohnenden vielleicht keine Option.
Wie sieht es mit dem Einsatz von Einweg- und Mehrwegmaterialien aus? Lässt sich hier etwas einsparen?
Ja, indem die Mitarbeitenden bewusster mit Materialien umgehen, besonders mit Einwegmaterialien. Wir haben in unserer Analyse gesehen, dass das umweltmässig recht viel ausmacht. Es werden zum Beispiel grosse Mengen an Handschuhen verbraucht, die oftmals aber gar nicht benötigt werden. Man zieht zum Beispiel Handschuhe aus dem Handschuhspender, versehentlich fallen dabei ein paar auf den Boden und werden anschliessend weggeworfen. Wenn hier andere Spendersysteme verwendet werden, bei denen weniger Handschuhe auf den Boden fallen, oder die Mitarbeitenden generell einen bewussteren Umgang entwickeln, kann das negative Umweltauswirkungen vermindern.
Sind wiederverwertbare Materialien generell besser für die Umwelt als Einmalprodukte?
Das untersuchen wir gerade und führen Analysen zu dieser Frage durch. Im Kontext der Krankenhäuser ist es nicht immer so, dass medizinische Mehrwegmaterialien umweltfreundlicher sind. Wenn medizinisches Material ressourcenintensiv sterilisiert werden muss, dann ist das für die Ökobilanz nicht vorteilhaft. Das ist ein Unterschied zu Anwendungen beispielsweise bei Lebensmittelverpackungen – dort sind Mehrwegmaterialien meist deutlich umweltfreundlicher als Einwegmaterialien. Im Krankenaus, speziell bei der Sterilisation von Instrumenten im Operationssaal, muss das nicht der Fall sein.
Wie können Pflegeeinrichtungen Klimaschutz in ihrer Einrichtung verankern? Braucht es einen Klimaschutzbeauftragten?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sehr wichtig ist, dass es auf der Geschäftsleitungsebene eine Überzeugung für das Thema gibt. Es reicht nicht, einen Klimaschutzbeauftragten zu haben, wenn dieser nicht über entsprechende Entscheidungskompetenzen verfügt. Es braucht wirklich ein Commitment von oben! Nachhaltigkeitsverantwortliche sind dann sinnvoll, wenn diese wirklich konkret durch die Geschäftsleitung unterstützt werden. Nur dann können sie Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit konkret voranbringen.