Vergleich von verschiedenen Messzeitpunkten
Der letzte Anwendungsfall bezieht sich darauf, ob eine Person sich über die Zeit bedeutsam verändert hat. Es könnte z.B. sein, dass im Verlauf einer Psychotherapie festgestellt werden soll, ob sich die psychische Belastung der Patient*in signifikant verbessert hat, z.B. anhand des SCL-90-S. Im Unterschied zu den beiden vorherigen Anwendungsfällen werden hierfür die nicht normierten Testwerte verwendet, da man für diesen Vergleich den Bezug zur Normpopulation nicht benötigt. Außerdem können durch die getrennte Normierung der beiden Testwerte methodische Artefakte erzeugt werden.
Geht man davon aus, dass die Messfehlervariablen, die immer zu Unsicherheit in Testungen führen, zwischen den Messgelegenheiten normalverteilt und unkorreliert sind, und sich die Messfehlervarianz zwischen den zwei Messgelegenheiten nicht unterscheidet, kann man die kritische Differenz hier mit derselben Formel berechnen wie für den Vergleich zwischen zwei Personen. Es wird die Standardabweichung der Testwerte (nicht normiert), die Reliabilität des Tests und das Konfidenzniveau benötigt. Ist der Unterschied der beiden Werte größer als die so berechnete kritische Differenz, kann man davon ausgehen, dass die Veränderung in z.B. der psychischen Belastung nicht auf Zufall oder Messfehler zurückgeführt werden kann, und sich tatsächlich etwas für die Person verändert hat.
Literatur
Eid, M., & Schmidt, K. (2014). Testtheorie und Testkonstruktion. Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.
Ein Beitrag von Hogrefe Group Research & Development.