Würden Sie einen Ausblick wagen, wie sich das Lehren und Lernen mit digitalen Medien in den kommenden Jahren entwickeln könnte?
Vor allem das Thema KI (bzw. AI) wird in den kommenden Jahren sicherlich weiter enorm an Bedeutung gewinnen. Ergänzend zu den Einschätzungen meiner Kollegin Maria Wirzberger, die dieses Thema in dem letzten Kapitel des Herausgeberwerkes zu intelligenten Systemen für das Lehren und Lernen beleuchtet, sehe ich hier vor allem Auswirkungen auf die Produktion und Rezeption von Lernmedien. Bei der Produktion von Lernmedien, etwa bei der Erstellung von Whiteboard-Animationen, Pädagogischen Agentinnen und Agenten, aber auch bei der Entwicklung digitaler Lernspiele oder geeigneter Beispiele beim Lehren und Lernen, wird KI einerseits zu erheblichen Erleichterungen führen, andererseits aber auch neue Herausforderungen mit sich bringen, was beispielsweise das sog. „Prompting“ dieser KI-Tools anbelangt. Bei der Rezeption von Lernmedien ist davon auszugehen, dass Lernende zunehmend KI-Werkzeuge einsetzen werden, um sich Lerninhalte aus Lerntexten oder Lernvideos zusammenfassen zu lassen. Dies muss – wenn man einmal von sog. „Halluzinationen“ dieser KI-Systeme absieht – aus meiner Sicht nicht per se zu schlechteren Lernleistungen führen, bringt aber mutmaßlich ganz neue Herausforderungen mit sich, die es in zukünftigen Studien eingehend zu untersuchen gilt.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
*Noetel , M., Griffith, S., Delaney, O., Harris, N. R., Sanders, T., Parker, P., . . . Lonsdale, C. (2022). Multimedia design for learning: An overview of reviews with meta-meta-analysis. Review of Educational Research, 92(3), 413-454. doi:10.3102/00346543211052329