Wie wird man resilient?
Zwei gute Nachrichten vorweg: Resilienz kann man trainieren bzw. stärken und wir alle bringen eine gewisse Resilienz mit, auf die wir aufbauen können. In der Forschung zum Thema haben sich ein paar grundlegende Fähigkeiten und Kompetenzen herausgestellt, auf denen unsere Resilienz basiert. Je nachdem welche Autor*innen man liest, sind die Bezeichnungen etwas unterschiedlich, aber die folgenden psychischen Resilienzfaktoren ziehen sich wie ein rotes Band durch die Literatur und habe sich als solide Basis in der Praxis bewährt:
Selbstwahrnehmung
Tendenziell neigen Krisen dazu, unseren Blick für die eigenen Chancen und Möglichkeiten zu trüben und stattdessen auf vermeintliche Defizite und Limitierungen zu fokussieren und diese über zu bewerten. Je schneller es mir also gelingt, wieder eine angemessene und realistische Einschätzung von mir selbst zu etablieren, desto besser. Dann stehen mir auch meine eigenen Stärken und Ressourcen wieder zur Verfügung, um die Krise zu bewältigen.
Selbstwirksamkeit
»Ich habe schon so manche Krise bewältigt und werde es auch bei dieser schaffen.« Es scheint diese fundamentale Überzeugung der Selbstwirksamkeit zu sein, die einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, dass wir resilient sind. Dabei ist dem Ganzen noch eine tiefergehende Überzeugung vorgeschaltet: »Ich kann etwas tun.« Die Selbstwirksamkeit ist also sowohl das Wissen darum, als auch die innere, emotionale Überzeugung, dass dies so zutrifft.
Selbststeuerung
Die Krise bricht herein und die emotionale Achterbahn rast von einem Looping zum nächsten? Dann müssen ein paar Fragen ganz konkret beantwortet werden: Wohin mit all den tobenden oder lähmenden Gefühlen? Wie aktiviere ich mich für eine aktive Bewältigung und wie reguliere ich mein Gefühlsleben so, dass ich handlungsfähig bleibe? Je klarer und erprobter meine Antworten auf diese Fragen sind, desto besser.
Soziale Kompetenz
Geteiltes Leid ist halbes Leid? Häufig ja! Die meisten Krisen klären sich am besten mit der Hilfe und Unterstützung von anderen. Dazu brauchen wir nicht nur ein entsprechendes Netzwerk aus hilfreichen und hilfsbereiten Menschen, sondern auch die eigene Bereitschaft und Fähigkeit deren Unterstützung zu nutzen.
Problemlösefähigkeiten
Habe ich eine ähnlich gelagerte Krise bereits einmal erfolgreich bewältigt, dann werde ich schnell eine Lösungsidee parat haben: einfach den zuletzt erfolgreichen Weg erneut gehen. Aber was tun, bei einer Krise, die sich vollkommen anders darstellt und anfühlt? Dann ist die Fähigkeit gefragt, neue Lösungswege zu finden und zu erkennen, welche meiner Kompetenzen hier hilfreich sind. Vor allem auch dann, wenn ich sie in diesem speziellen Kontext noch nie benutzt habe.