Kürzlich ist „Schulabschluss geschafft! – Und jetzt?" erschienen. Der neue Ratgeber zur Studien- und Berufswahl aus dem Hogrefe Verlag. Im Interview erklärt die Autorin Ulrike Bentlage, warum es nicht so leicht ist, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden und wie eine Methode aus der Zukunftsforschung dabei hilft.
Richtige Studien- und Berufswahl
Frau Bentlage, warum ist es so wichtig, den richtigen Beruf zu wählen?
Weil man den falschen Beruf nur für eine gewisse Zeit aushalten kann.
Dream Job, Traumkarriere – Haben wir heutzutage nicht einfach viel zu hohe Ansprüche an unsere berufliche Tätigkeit?
Ja und nein. Ich rede ganz gerne davon, der Beruf sollte mich zufrieden machen. Wenn er mich obendrein glücklich macht, ist das schön. Wichtig ist nur, dass der Beruf nicht komplett gegen meinen inneren Bauplan anläuft.
Dann passiert was?
Erstmal gar nichts. Man kann sich erstaunlich lange durchbeißen, wenn man im falschen Beruf steckt. Viele meiner Klienten wechseln erstmal die Frisur, die Wohnung, den Partner, bevor sie realisieren: es ist der Job, der gewechselt werden will. Dann sind sie meistens zwischen Mitte 40 und Mitte 50 – manchmal in Besitz von Villa, Yacht und verschiedenen Autos – und können einfach nicht mehr.
Was macht denn den richtigen Beruf zum richtigen Beruf?
Wichtig ist: ich kann es gut. Genauso wichtig aber ist: ich mache es gerne. Dinge tun, die man zwar kann, aber nicht mag, ist genauso anstrengend wie das nicht tun zu dürfen, was man eigentlich tun möchte. Diese beiden Leitplanken, was kann ich gut und was mach ich gerne, die setzen den Korridor dafür, in welche Richtung man sich beruflich orientieren sollte.
Klingt nicht so schwierig, warum gehen dann doch so viele Schulabgänger beruflich zunächst mal in die Irre?
Der Grund dafür liegt ganz stark im Umfeld. Zum einen im Angebotsumfeld, es gibt unfassbar viel an Ausbildungen, Studiengängen, Berufsfeldern. Eine hochkomplexe Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten, die auch noch ständig in Bewegung ist. Die ganze Abschlusslandschaft hat sich verändert, die Nomenklatur hat sich verändert – die Übersicht ist da schwer zu behalten.
Auf der anderen Seite steht das persönliche Umfeld. Wenn die jungen Leute heute mit der Schule fertig sind, dann sind sie häufig noch nicht einmal volljährig. Das heißt, für die ist in den meisten Fällen wahnsinnig wichtig, was sagen denn meine Freunde dazu. Bekommt die Berufswahl Elektriker ein "Boah, wie cool!" als Reaktion und z. B. Ökotrophologin genug Herzen auf Instagram? Diese Außenorientierung führt häufig genug weg von dem, was eigentlich besser zu der einzelnen Person gepasst hätte.
Und dann sind da noch die Grundmotive.