Sie schreiben, dass z.B. durch die sozialen Medien ein Bild von Schwangerschaft vermittelt wird, bei dem es nur um positive Gefühle geht. Was heißt das für eine Schwangere, die mit negativen Auswirkungen konfrontiert ist?
Die sozialen Medien bieten uns die unbegrenzte Möglichkeit schnell an – sachliche und persönliche – Informationen zum Thema Schwangerschaft zu kommen, ohne dass ich selbst in den persönlichen Kontakt mit einer Person treten muss. Mit manchen Influencer*innen kann ich mich vielleicht identifizieren und lege damit auch ein gewisses Gewicht auf die Meinung und Empfehlung dieser Person. Es besteht grundsätzlich der Raum, um gemeinsame Erfahrungen auszutauschen und zu diskutieren.
Nicht selten folgen wir jedoch vor allem den Menschen in den sozialen Medien, die uns das darstellen, was wir uns vielleicht auch wünschen. Der perfekte Körper in der Schwangerschaft, Babypartys, bei denen es an nichts fehlt, die perfekt harmonische Beziehung, Freudentränen bei jedem Ultraschallbild, liebevoll eingerichtete Kinderzimmer in einem absoluten Traumhaus. Alles ist perfekt – ein Idealbild.
Kämpft eine Frau währenddessen selbst mit negativen (Vor-)Erfahrungen und Herausforderungen in der Schwangerschaft, wie z.B. Übelkeit, Erschöpfung bis zu einer permanenten Müdigkeit, emotionale Schwankungen oder Ängsten, hat das Auswirkungen auf das individuelle Gefühlserleben. Eventuell fühlt sie sich „alleine“ mit ihren Gefühlen, denkt, ihre Schwangerschaft wäre ganz besonders herausfordernd, was wiederum das persönliche Belastungsempfinden nochmal erhöhen kann. Eventuell verspürt sie auch den Druck, ebenfalls dankbar und glücklich sein zu müssen, oder traut sich überhaupt nicht über ihre persönlichen „unnormalen“ Empfindungen zu sprechen. Letztlich kann all dies für ein erhöhtes Stresserleben sorgen.
Unser Buch will Schwangerschaft daher als individuelle Reise darstellen, die nicht nach einem festen Schema verläuft. Es bietet Inspiration und Unterstützung, unabhängig davon, ob die Schwangerschaft leicht und unbeschwert oder mit Herausforderungen verbunden ist. Das Buch richtet sich somit vor allem an Schwangere, die sich nicht von gesellschaftlichen Normen, Stereotypen oder idealisierten Vorstellungen beeinflussen lassen möchten, sondern unter Berücksichtigung der Vielfalt ihrer persönlichen Erfahrungen, ihre Schwangerschaft nach ihrer eigenen Art und Weise und den eigenen Bedürfnissen gestalten und diese Bedürfnisse kennenlernen wollen.