Pflege und Health professionals

Unser Programmsegment für professionelle Mitarbeitende aus den Gesundheitsfachberufen

Seit einigen Jahren publiziert der Hogrefe Verlag auch für die professionellen Mitarbeitenden aus den Gesundheitsfachberufen Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Heilpädagogik (die so genannten Health Professionals), bislang aber mit kleinem Programm. Nun rücken sie stärker in den Fokus: in ihrer Entwicklung zu Disziplinen mit eigener Fachsprache und Professionen mit evidenzbasierter Praxis und akademischen Knowhow bereichern sie als Health Profession Care das Programm des Hogrefe Verlags.

Bild: Health Profession Care: Ein Leben auch mit Einschränkungen ermöglichen – Räume entwickeln – Strukturen schaffen – Sorge tragen für den Menschen. Foto: Martin Glauser. Homepage: www.martinglauser.ch

Patienten und Klienten wollen mit den Einschränkungen ihres Lebens durch psychische oder physische Krankheit ein Leben führen, das sie selbst als wert erachten. Sie wollen in „gewisser Geborgenheit ihr Leben meistern“ (Jürgen Steiner). Es ist ihnen bewusst, dass diese Geborgenheit fragil ist und das Wort „meistern“ aus ihrer Sicht interpretiert werden muss, nicht aus der Sicht der Anderen, der Unversehrten. Die Mitarbeitenden der Gesundheitsfachberufe unterstützen seit jeher die Menschen in ihrem Alltag, der geprägt ist durch den Wunsch nach Leben in der Krankheit und nach professioneller Unterstützung dafür – aber nicht in Übernahme von Tätigkeiten durch Andere, sondern in selbstbestimmter Entscheidung und Verantwortung!

Es ist der Alltag, der die Regeln für ein lebenswertes Leben aufstellt – nicht die Einrichtungen des Gesundheitswesens. Es ist der Alltag, der den Bedarf an Unterstützung vor Augen führt, der notwendig ist, um die Bedürfnisse der Patienten und Klienten zu decken. Als Phänomen ist Krankheit individuell, subjektiv und unberechenbar – die Mitarbeitenden der Gesundheitsfachberufe unterstützen die Menschen in jedem Alter, auf jeder Lebensstufe, bei allen Einschränkungen durch Krankheit, damit sie den Alltag nicht nur bewältigen sondern auch aktiv erleben und gestalten.

Prof. Dr. Doris Schäffer

Sehr gut, dass nun auch die Gesundheitsfachberufe mehr Aufmerksamkeit erhalten!

Dieser Alltagsbezug deckt sich mit den Bestrebungen des Gesundheitswesens, die Menschen in ihrem Alltag zu begleiten und zu stärken, um die beschwerte Gesundheitsversorgung zu entlasten und für eine neue Kultur im Umgang mit Gesundheit und Krankheit zu sorgen – so schwierig das auch ist, denkt man an das Leiden im Patient und an die Autonomie im Kunden – beides sicherlich immer wieder unter- beziehungsweise überschätzt. Es zeigt sich, dass dieser Wandel der Gesinnung längst alle Ebenen des Gesundheitssystems erfasst hat und so den Gesundheitsfachberufen in die Hände spielt, ihre so besondere Expertise und Kernkompetenz stützt – und damit alles Engagement des Hogrefe Verlags für ein Programm für sie mehr als rechtfertigt. „Sehr gut, dass nun auch die Gesundheitsfachberufe mehr Aufmerksamkeit erhalten!“, erklärt die Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Doris Schäffer (Universität Bielefeld).

Health Profession Care auf allen Ebenen und in allen Kontexten

Health Profession Care: die Hand reichen – unterstützen – berühren. Foto: Martin Glauser. www.martinglauser.ch

„Egal, wo ich auch bin, die Ergotherapeuten sind schon da!“, resümiert Prof. Dr. Franz Petermann (Universität Bremen), der die Präsenz der Gesundheitsfachberufe auf den psychologischen und medizinischen Kongressen immer wieder beobachtet und erlebt. Wie zeigt sich ihre Rolle und Bedeutung in den verschiedenen Kontexten?

Im Kontext der Gesellschaft: der demografische Wandel mit wachsender Zahl an multimorbid und chronisch erkrankten Menschen mit hochkomplexen Krankheitsbilder und einer verlängerten Lebenszeit – die erlebt und gefüllt werden möchte!

Im Kontext des Gesundheitssystems: Mit ihrem gesellschaftlichen Auftrag, Menschen in allen Prozessen und Erscheinungsformen der Erkrankung zu unterstützen, überschreiten die Health Professionals die herkömmlichen, medizin- und fachbereichsorientierten Schnittstellen. Sie sind Therapeuten – sie dienen den versehrten Menschen und damit der Gesellschaft. Sie bilden den jeweiligen Heilberuf zur Disziplin aus – mit einer eigenen Fachsprache. Sie haben einen eigenen Forschungsbedarf und ein Handlungsfeld, das sie verantworten können und wollen – als Profession.

Im Kontext der Gesundheitspolitik: In den Gutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mahnen die Fachexperten schon lange eine „Neuordnung der Gesundheitsberufe“ (2007) an und fordern eine „collaborative care“ aller Berufsgruppen (2009) – es gibt also noch viel zu tun! Seit vielen Jahren unterstützt die Robert Bosch Stiftung die Gesundheitsberufe und die Entwicklungen im Gesundheitssystem auch durch Publikationen – nach Pflege neu denken (2001) erschien 2013 ihre Publikation Gesundheitsberufe neu denken. Von der Politik in die Pflicht genommen, den gesundheitspolitischen Leitsatz ambulant vor stationär umzusetzen, entwickeln die Krankenkasse alternative Projekte für die Gesundheitsversorgung (wie integrierte Versorgung) mit Folgen für die Versorgungsstrukturen, bei gleichzeitiger Allokation der Ressourcen – im Sinne eines präventiven und rehabilitativen Handelns. So kommt es fast schon schleichend zu einer Umverteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen Medizin und Gesundheitsfachberufen.

Im Kontext der Wissenschaften: Die Health Professionals orientieren sich an bestehenden wissenschaftlichen Ordnungen der assoziierten Disziplinen (Medizin, Sozialwissenschaft, Geisteswissenschaft), bleiben dabei eine Querschnittdisziplin – mit dem Besterben, die eigene Kernkompetenz wissenschaftlich zu begründen. Die Bildungslandschaft für alle Gesundheitsberufe diversifiziert sich mit den Folgen für berufliche Ausbildungen und den entsprechenden curricularen Umsetzungen – mit einem rasanten Verlauf. Studiengänge entwickeln sich (weiter), in einer hohen Geschwindigkeit, um die Zahl der akademisierten und wissenschaftlich gebildeten Fachexperten zu erhöhen, im Dienste einer qualitativ hochstehenden Gesundheitsversorgung.

Im Kontext der Versorgungspraxis: Die Health professionals sind in allen Settings der Gesundheitsversorgung tätig, als professionelle Dienstleister zwischen den gesetzlichen Vorgaben, der Versorgung an den Schnittstellen und den individuellen Bedürfnissen der Klienten/Patienten – erforderlich sind professionelle, zielgerichtete Interventionen.

Fazit

Greifen wir also die Gelegenheit beim Schopf und publizieren für diese bereits so starken und weiter gestärkten Berufsgruppen, die motiviert und engagiert sind, ihre Kernkompetenzen auszubauen und nach einer wissensbasierten Grundlage suchen – ist das nicht seit jeher auch die Grundlage der Publikationen des Hogrefe Verlags? In den kommenden Jahren plant das Lektorat Gesundheitsfachberufe des Hogrefe Verlags, Bern, Publikationen mit folgender Ausrichtung:

Monodisziplinäre Publikationen, die den Prozess der Entwicklung zur Profession fördern und unterstützen (für eine akademisierte Zielgruppe an den Schnittstellen von beruflicher Tätigkeit in der Praxis und mit Anschluss an Lehre und Forschung)

Multi- und interdisziplinäre Publikationen, mit Anschluss an alle Programmbereiche und Publikationen von Hogrefe (Psychologie, Medizin, Gesundheitswissenschaften, Pflege)

Interprofessionelle Publikationen, die Interprofessionalität als eigenständiges Fach- und Forschungsgebiet begründen, mit Folgen für Lehre und Forschung, begründet durch die interdisziplinäre Ausrichtung der Settings und Teams.

Akquise und Planung orientiert sich am Inhalt – wir nutzen die formalen Gefäße, die der Hogrefe Verlag bereits anbietet (Test, Zeitschriften, Buch, digitale Produkte), vernetzen in besonderen Themen die Programmbereiche miteinander und ergänzen das Programm um Ideen und Publikationen, die durch die Möglichkeiten der technologischen Entwicklung entstehen.

Lesen Sie im kommenden Beitrag über die erste Sitzung des wissenschaftlichen Beirates am 13. und 14.01.2017 in Bern und erfahren Sie mehr über deren wissenschaftliche Biografien. In lebhaften Diskussionen haben sich daraus bereits viel spannende Themen ergeben – für ein innovatives Programm für die Health Professionals. bm