Ekel hat also ursprünglich eine Schutzfunktion, wie entsteht dann pathologischer Ekel, welche Formen gibt es hierbei?
Pathologischer Ekel entsteht, wenn das natürliche Ekelerleben in seiner Intensität oder Häufigkeit so gesteigert ist, dass es die Lebensqualität oder das tägliche Funktionieren einer Person erheblich beeinträchtigt. Dies geschieht oft durch vier mögliche Mechanismen:
(1) Starke Ekelreaktionen, z. B. durch Kontakt mit bestimmten Objekten oder Personen, führen zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten. Dies verhindert Gewöhnungsprozesse und verstärkt das Ekelgefühl langfristig (reaktionsbezogener Mechanismus), (2) der Ekel richtet sich gegen die eigene Person, z. B. bei einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers oder eigener Eigenschaften (Mechanismus des Selbstekels), (3) die Person beschäftigt sich übermäßig mit Normverstößen (Mechanismus des moralischen Ekels) oder (4) verzerrte Überzeugungen wie das „Gesetz der Ansteckung“ („einmal kontaminiert, immer kontaminiert“) oder das „Gesetz der Ähnlichkeit“ verstärken die Wahrnehmung von Ekel und tragen zur Aufrechterhaltung bei (Mechanismus der kognitiven Verzerrung).
In dieser Hinsicht lassen sich auch die Formen unterscheiden: (1) der Kontaminationsekel tritt häufig bei Zwangsstörungen wie Waschzwang oder Angst vor Infektionen auf, (2) Selbstekel ist vermehrt bei Störungen wie Trichotillomanie, Skin-Picking oder Essstörungen zu beobachten, (3) moralischer Ekel ist bei Zwangsstörungen im Kontext von Schuld- und Reinheitsgedanken relevant und (4) generalisierter Ekel tritt auf, wenn Ekelreaktionen auf immer mehr Auslöser ausgedehnt werden und kaum noch kontrollierbar sind.