
Das LRS-Screening ermöglicht schon vor der Einschulung eine Einschätzung des Risikos späterer Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Es eignet sich zum Einsatz für die Schuleingangsdiagnostik und die Frühförderung in Kindergärten und Beratungsstellen.
Das LRS-Screening erfasst die Leistung in zwei Inhaltsbereichen: frühe schriftsprachliche Fähigkeiten und linguistischen Kompetenzen. Die frühen schriftsprachlichen Fähigkeiten werden anhand von zehn Untertests erfasst, aus denen vier Skalenwerte gebildet werden: Rapid Automatized Naming (Schnelles Benennen von Bildern und Würfelbildern), Phonologische Bewusstheit, Phonologisches Arbeitsgedächtnis und Buchstabenkenntnis. Die linguistischen Kompetenzen werden anhand von vier Untertests untersucht, die zu drei Skalenwerten zusammengefasst werden: Nachsprechen von Sätzen, Wortschatz und Pluralbildungen. Über alle sieben Skalen hinweg kann ein Testgesamtwert gebildet werden. Zusätzlich können drei Risikowerte berechnet werden (LESEN-Risiko, SCHREIBEN-Risiko, LRS-Risiko). Anhand dieser Werte kann eingeschätzt werden, ob ein Kind ein erhöhtes Risiko aufweist, später eine Lese-, Rechtschreib- oder kombinierte Lese-Rechtschreibschwäche zu entwickeln. Daraus kann abgeleitet werden, ob Förderbedarf besteht.
Die interne Konsistenz für die Gesamtskala ist zu T1 und T2 sehr gut (Omega total = .96). Über einen Zeitraum von sechs Monaten weist das Verfahren eine hohe Retest-Reliabilität auf (rtt = .86).
Die Zusammenhänge zwischen Erzieherinnen-Ratings (Einschätzung von Lautbewusstheit, Wortschatz und Buchstabenkenntnis) und Testleistung in den entsprechenden Aufgaben des LRS-Screenings sind durchgängig moderat bis hoch. Prognostische Zusammenhänge zwischen der Testleistung im LRS-Screening und in standardisierten Lese- und Rechtschreibtests (Testzeitpunkt Mitte und Ende der ersten Jahrgangsstufe) sind ebenfalls moderat bis hoch. Darüber hinaus erlaubt das LRS-Screening eine gute bis sehr gute individuelle Vorhersage zur Entwicklung von isolierten Lese- oder Rechtschreib- sowie kombinierten Lese-Rechtschreibschwierigkeiten.
Die Testleistung im LRS-Screening kann anhand von Normwerten (T-Werten, Prozenträngen) auf Skalenebene und auf der Ebene von Gesamtwerten mit der Leistung einer Normstichprobe von Kindergartenkindern (N = 330) verglichen werden. Es liegen Normwerte für zwei Zeiträume vor: 10 bis 11 Monate vor Einschulung (T1) und 4 bis 5 Monate vor Einschulung (T2).
Die Bearbeitungsdauer beträgt ca. 25 Minuten. Falls ausschließlich ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer Lernschwierigkeit im Lesen und/oder Rechtschreiben ermittelt werden soll, ist es ausreichend, die Aufgaben aus dem Inhaltsbereich Frühe schriftsprachliche Fähigkeiten durchzuführen. Dadurch wird die Bearbeitungsdauer spürbar reduziert.
In Anwendung seit 2019.
2019